Eugen Drewermann wurde am 20. Juni 1940 als Sohn eines Bergarbeiters in Bergkamen bei Dortmund geboren.
Eugen Drewermann ist ein bekannter katholischer Theologe, Psychologe und Hochschullehrer und bekanntester Vertreter der tiefenpsychologischen Exegese.
Eugen Drewermann zählt zu den umstrittensten und gleichzeitig bekanntesten Theologen im deutschen Sprachraum.
Bekannt wurde der Querdenker auch als Kritiker der biblischen Dogmen der katholischen Kirche.
Drewermann studierte Philosophie und Katholische Theologie, war seit 1972 zunächst Pfarrer der Paderborner Studentengemeinde und später
Priester der Sankt-Georgs-Kirche. Nebenbei arbeitete er auch als Psychotherapeut und hielt seit 1979 als Theologiedozent Vorlesungen in Religionsgeschichte und
Dogmatik an der Theologischen Fakultät Paderborn.
Beeinflusst von Carl Gustav Jung legt Drewermann biblische Texte vorrangig tiefenpsychologisch aus,
wovon auch sein Buch »Tiefenpsychologie und Exegese« (1988) zeugt.
Später stützt er sich jedoch mehr auf Sigmund Freud.
Eugen Drewermann vernband die Kenntnisse von Theologie und Psychotherapie. Seine Spezialität ist es, die Geschichten der Bibel mythisch zu deuten, ähnlich wie er Märchen deutet.
Er will die Bibel also nicht wort-wörtlich nehmen, sondern die Geschichten als Gleichnisse verstehen.
Und so hat er sich an den heißesten Eisen - Jesu' Geburt und Tod mit Auferstehung - die Finger verbrannt.
Mit seinem Buch »Kleriker. Psychogramm eines Ideals« legte Eugen Drewermann ein detailliertes und schonungsloses Psychogramm
des geistlichen Standes vorgelegt - und von seinen Oberen heftige Prügel dafür eingesteckt.
Durch die Veröffentlichung des Buches »Kleriker. Psychogramm eines Ideals«, in dem er unter anderem die These vertritt,
dass der Zölibat der psychischen Gesundheit der katholischen Priester schade, bzw. auf neurotischen Voraussetzungen beruhe
(und das nicht zuletzt deshalb von vielen Priestern als „Nestbeschmutzung“ empfunden wurde), kam es zum Streit mit der katholischen Amtskirche.
Als der streitbare Theologe Drewermann in einem Interview mit dem "Spiegel" dann auch noch die Jungfrauengeburt (also die Jungfräulichkeit Mariens vor, während und nach der Geburt)
als biologische Tatsache anzweifelte, entzog ihm am 8. Oktober 1991 der Erzbischof des Erzbistums Paderborn, Johannes Joachim Degenhardt, die kirchliche Lehrerlaubnis.
Im Januar 1992 folgten für den Kirchenrebell aus Paderborn das Predigtverbot und ein kirchliches Strafverfahren.
Bekannt wurde der Theologe Drewermann durch seine kritische Haltung gegen über der Katholischen Kirche.
Drewermann kritisierte die Einstellung der Kirche zu Aufrüstung und Wehrdienst angesichts
des Hungers in der Dritten Welt sowie die grausame Behandlung von Tieren und die Zerstörung der Umwelt.
Am 9. Oktober 1991 wurde vom Paderborner Bischof Degenhardt ein Predigt- und Lehrverbot gegen Drewermann verhängt.
Der Erzbischof von Paderborn entzog Drewermann die kirchliche Lehrerlaubnis. Ein Jahr später wurde er gar vom Priesteramt suspendiert.
Mit seinen Analysen und Glaubenssätzen stehe Drewermann in direktem Widerspruch zur offiziellen Lehre, so das damalige Votum. Trotzdem trat Drewermann erst mit 65 Jahren aus der Kirche aus.
Ihm wurde vorgeworfen, öffentlich katholische Dogmen angezweifelt und eine bejahende Haltung zur
Abtreibung eingenommen zu haben.
Drewermann glaubt allerdings, dass er nicht aus theologischen Gründen bekämpft worden sei, sondern weil er die Macht
der katholischen Kirche angezweifelt habe. Alles dürfe man als Priester tun, sagt er. Man dürfe Menschen aus Gotteshäusern vertreiben,
theologischen Blödsinn reden, Kinder zeugen. Aber: "Sie dürfen nie versuchen, die Macht der Kirche zu gefährden. Dann geht es an den Priesterkragen."
Seit 1992 ist Drewermann als freiberuflicher Schriftsteller und Psychotherapeut tätig.
Drewermann veröffentlichte zahlreiche Bücher, welche in hohen Auflagen erschienen sind.
Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Das Markus-evangelium« (1987/88), »Tiefenpsychologie und Exegese« (1988),
»Kleriker: Psychogramm eines Ideals« (1989), »Das Matthäusevangelium« (1992-1995), »Dogma, Angst und Symbolismus« (1993),
»Wozu Religion?« (2001).
Drewermann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Märchen - insbesondere der Brüder Grimm,
die er tiefenpsychologisch und religionsphilosophisch deutet.
Er benutzt Märchentiere, um die Macht des globlen Geldes zu kritisieren. Und Wege zu finden, wie man sich gegen sie wehrt.
Drewermann schrieb zahlreiche Bücher über tiefenpsychologische Deutungen von Märchen, insbes. von Märchen der Brüder Grimm.
Drewermann hat eine besondere literarische Affinität zu Fjodor Dostojewski, dessen Werk und Person er immer wieder interpretiert hat.
Dabei standen Themen wie Sucht ("Der Spieler"), christliche Nächstenliebe und "Vergebung der Sünden" ("Verbrechen und Strafe") im Vordergrund.
Eugen Drewermann hat sich wiederholt zum Wirken von Hermann Hesse (1877–1962) geäußert. Sein Buch »Hermann Hesse - Der lange Weg zu sich selbst« versammelt seine Beschäftigung mit dem deutschen Literaturnobelpreisträger.
Im Kontext zu Soren Kirekgaard und Fjodor Dostojewski betractet Eugen Drewermann die Gedanken von Hermann Hesse.
2019 erhielt der Autor den Preis der »Internationalen Hermann-Hesse-Gesellschaft« verliehen, eine Auszeichnung für die »Auseinandersetzung mit … Hermann Hesse, insbesondere die Pflege und Förderung des interkulturellen Dialogs«. Der Band enthält die Essays »Die Orientreise - der lange Weg zu sich selbst«, »Das Individuelle gegen das Normierte verteidigen« und »Gedanken über Narziß und Goldmund« sowie die Laudatio von Volker Michels auf den Preisträger sowie die Preisrede von Eugen Drewermann.
Darüber hinaus setzte sich der engagierte Christ (als Vegetarier) für den Tierschutz ein und prangerte Umweltzerstörung und Tierquälerei an.
Am 20. Juni 2005, seinem 65. Geburtstag, trat Drewermann nach eigenen Angaben aus der Römisch-Katholischen Kirche aus.
Der Kirchenaustritt, um den sich Gerüchte gerankt hatten, wurde am 13. Dezember 2005 von Drewermann im deutschen Fernsehen gesendet.
Der ehemalige Diener der Kirche wurde Anfang der Neunziger Jahre von seinem Amt suspendiert. Dem katholischen Kirchenlehrer wurde die Lehrerlaubnis entzogen,
hesse-ähnlich wurde er ein Anwalt des Gewissens, der sich vom äußeren System lossagte, um sich mit der eigenen Selbstbestimmung frei nach dem Hesse-Motto »Wer nicht in die Welt zu passen scheint, der ist immer nah dran, sich selbst zu finden.« zu committen.
Eugen Drewermann erhielt 2019 den Preis der »Internationalen Hermann Hesse-Gesellschaft«.
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