Heinrich von Kleist wurde am 10. Oktober 1777 als Sohn eines preußischen Offiziers in Frankfurt an der Oder geboren.
Heinrich von Kleist war ein bedeutender Dramatiker und Dichter des frühen 19. Jahrhunderts.
Die europäische Gesellschaft zwischen 1789 und 1815 ist geprägt von den Ideen der Französischen Revolution und den Veränderungen durch die napoleonische Herrschaft.
Er war Offizier, Beamter und Journalist, immer wieder scheiternder Sucher und der einzige wirkliche Tragiker der deutschen Literatur, obwohl aus einer märkischen Adelsfamilie stammend, zeitlebens instabile Lebensverhältnisse vorfand.
Kleist war ein Mensch, der nach langer Suche sein Leben schließlich der Literatur gewidmet hat, um sich in gleich mehreren Gattungen zu üben.
Kleist lebte in einer Zeit, die von Napoleon maßgeblich beeinflußt wurde und in der Napoleon Einfluß auf Kleists Leben und Werk ausübte.
In politisch bewegten Zeiten der Napoleonischen Kriege suchte er ruhelos nach einer Bestimmung für sein Leben. Aber als er sie in der Literatur gefunden hatte,
versagten ihm seine Zeitgenossen die Anerkennung dafür. So endete er sein Leben von eigener Hand.
Der vielseitige Literat berherrschte mehrere Literaturgattungen und gilt als einer der grössten deutschen Dramatiker
und steht mit seinem Schaffen zwischen der Klassik und der Romantik.
Kleist gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 19. Jahrhunderts und wurde zum Vorbild zahlreicher Schriftsteller verschiedener Stilrichtungen.
Er schlug zunächst die Offizierslaufbahn ein, begann später sein Studium der Rechtswissenschaften und unternahm mehrere Reisen durch Frankreich und die Schweiz.
Kleists frühes Leben wurde geprägt von militärischer Tradition und den Wirren der Ausbreitung der Französischen Revolution nach Europa.
Nur mit äußerster Mühe gelang es ihm, den militärischen Traditionslinien des Elternhauses zu entkommen.
1796 nahm er am Rheinfeldzug gegen Frankreich teil. Er führte fortan ein rastloses Leben.
Nach einem abgebrochenen Studium ging er zunächst nach Paris und dann nach St. Omer an der Kanalküste
und meldete sich erfolglos als Freiwilliger für die französische Armee.
Kleists »Kantkrise« 1801 war ein Wendepunkt in Kleists Leben. Die »Kantkrise« hatte Kleists Aufmerksamkeit auf Zufälle, Kontingenz und Endlichkeit des menschlichen Lebens geschärft.
Im Jahr 1803 entschied sich Kleist für ein Leben als Schriftsteller. Kleist machte in Weimar die Bekanntschaft mit Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller.
Der ruhmsüchtige Kleist erlebte 1803 ein schreckliches Jahr, als er sich an der französischen Kanalküste beim Feind, bei der napoleonischen Landungsarmee meldete,
die England erobern wollte und doch scheiterte.
Der zum Irrationalismus neigende und mehrfach von Todessehnsüchten gepeinigte Dichter reiste gehetzt und ruhelos durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz.
Im Jahr 1804 trat Kleist eine Beamtenstelle im preußischen Finanzministerium in Berlin an. Sein oberster Dienstherr, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757 – 1831), empfahl ihn im Frühjahr 1805 als Diätar an der Domänenkammer nach Königsberg, aber nach gut einem Jahr gab Heinrich von Kleist die Beamtenlaufbahn endgültig auf.
Heinrich von Kleist trat 1804 wieder in preußische Dienste und arbeitete in Berlin und Königsberg.
Dort verfasste der das Lustpiel »Der zerbdorchen Krug« und schrieb die Texte zu »Amphitryon" und »Penthesilea«.
1805 floh Kleist vor den heranrückenden Truppen Napoleons und ging nach Königsberg und knüpfte Kontakte zu den Geistesgrössen der Stadt.
Während Kleist an dem Stück »Michael Kohlhaas« arbeitete, wirkte er an Aufständen gegen Napoleon I. mit. In der Schlacht bei Jena und Auerstedt hatten die Franzosen am 14. Oktober 1806 die preußische Armee geschlagen.
Nach der Niederlage Preussens 1806 weilte Kleist in Königsberg.
Kleist wurde 1807 vor Berlin von Franzosen verhaftet und bis Juli als Spion auf Fort de Joux im französischen Jura gefangengehalten.
Wieland, Hölderlin und Kleist, idealisierten Napoleon teilweise literarisch, bevor ihr Napoleon-Bild sich trübte.
Seine anfängliche Begeisterung für den Revolutionshelden Napoleon schlug um,
als die Preussen nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt 1806 Napoleon als Eroberer, Besatzer und Unterdrücker erlebten.
Sein Hass auf Napoleon und die Franzosen führte ihn in die Irrationalität.
Vor allem in der wahrhaft blutrünstigen Prosa und Lyrik, die seit etwa 1809 den Befreiungskriegen von 1813/14 vorausging und diese begleitete,
wurde Napoleon von Kleist zur Inkarnation des Bösen schlechthin stilisiert.
Die Zeit von März bis Juli 1807 verbrachte er als Gefangener in Frankreich.
In den folgenden Jahren verfasste er seine bekanntesten Werke, darunter die Komödie
»Der zerbrochene Krug«, das Drama »Das Käthchen von Heilbronn« und die Erzählung »Michael Kohlhaas«.
»Der zerbrochene Krug« wurde von Goethe in Weimar aufgeführt, fand jedoch keinen Anklang beim Publikum.
Von 1807 bis 1808 ließ er sich in Dresden nieder, wo er als Schriftsteller tätig war.
Dort vollendete er das Lustspiel »Der zerbrochene Krug« und das Volksschauspiel »Das Käthchen von Heilbronn«.
Mit Adam Müller gab er zusammen die Zeitschrift “Phöbus” heraus.
Das Jahr 1809 verbrachte Kleist auf den Schlachtfeldern des europäischen Kontinents und kämpfte als Soldat gegen die Armee Napoleons.
Seit Anfang 1810 lebte der Dichter wieder in Berlin und hatte Kontakte unter anderem mit Achim von Arnim, Clemens Brentano oder Rahel Levin und anderen Schriftstellern.
In dieser Zeit erschien der erste Band seiner »Erzählungen« unter anderem mit den Geschichten von »Michael Kohlhaas«, »Die Marquise von O ...« oder »Das Erdbeben in Chili«.
Kleist schickte »Das Käthchen von Heilbronn« noch einmal an August Wilhelm Iffland, Direktor des Berliner Nationaltheaters.
Kleist hegte immer noch die Hoffnung, dass Iffland sein Stück aufführen würde. Daraus wurde nichts. Iffland demonstrierte Desinteresse, und Kleist revanchierte sich, indem er auf Ifflands Homosexualität anspielte.
Kleists historische Schlachtengemälde »Die Hermannschlacht« in Anspielung die Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr. Der Dramatiker setzte in dem blutrünstigen Stück Rom gegen Frankreich und Germanien gegen Deutschland.
»Prinz von Homburg« ist Kleists Anklage gegen Obrigkeit und militärischen Irrsinn.
Seine grosse Sprachkunst entfaltete sich auch in seinen zahlreichen Novellen, von denen
»Michael Kohlhaas« und »Das Erdbeben von Chili« am bekanntesten wurden .
Naturhaft, zwanghaft kam Kleist zur Tragödie. Nur sie konnte die schmerzhafte Gegnsätzlichkeit seiner Natur verwirklichen. Indes die Epik konziliantere, lässigere Formen frei lässt, fordert das Drama die äußerste Zsupitzung und war darum seinem übnertreiberischen, exravaganten Charakter einzig willkommen.
Seine Novelle »Michael Kohlhaas« hat Kleist im kühlen Stil der Chronik geschrieben.
In seiner Novelle »Michael Kohlhaas« kämpft ein junger Mann mit großer Sturheit gegen staatliche Ungerechtigkeit und Willkür.
Sie handelt über das Schicksal eines brandenburgischen Pferdehändlers im Sächsischen, der durch unrechtmäßige Aneignung zweier Pferde durch einen Junker betrogen wird
und ist eingebunden in die politischen Geschehnisse seiner Zeit. Seine Sturheit und Unnachgiebigkeit in der Verfolgug seiner Angelegenheit wird dem bestohlenen Pferdehändler schließlich im Zuge einer Intrige zum Verhängnis.
»Amphitryon« ist Kleists tragische Komödie von der Urangst vor der Unerklärbarkeit der Welt.
Durch die Welt und die Akteure geht ein Riss, als hätte Jupiter einen Blitz geschleudert. In diesem "Lustspiel nach Moliere" verspringen Komik und Tragik schnell und schonungslos.
Kleist gab ein halbes Jahr lang, von Oktober 1810 bis März 1811, eine eigene Zeitung heraus, die »Berliner Abendblätter«. Er erfand dabei einen neuen Typus Zeitung.
Heinrich von Kleist der modernste Dichter der klassischen Zeit - ein moderner Klassiker. Kleists Werke sind zeitlose Klassiker. Seine Werke sind eine Mischung aus Hoffnung, Verzweiflung, Mut und Angst - genau wie Kleists Leben. Kleist gind es um das Leben. Das macht ihn bis heute modern.
Kleist hatte jedoch keine rechte Gabe, sein Talent in klingende Münze zu verwandeln und seine Stücke auf die Bühne bringen zu lassen.
Seine intime Feindschaft mit Direktor des Nationaltheaters auf dem Gendarmenmarkt Iffland verdarb ihm das luktrative Theatergeschäft.
Extreme Stimmungswandel, die sich auch in verschiedenartigen Werken niederschlugen, waren charakteristisch für den Dichter.
Kleist hat wenig von der Wirklichkeit gewußt, aber unendlich viel von der Wesenheit: er lebte fremd, ja feindlich inmitten seiner Zeit und Sphäre,
verstand der anderen Menschen Lauheit und Verbindlichkeit kaum mehr, als seine eigenbrötlerische Stockigkeit, seine fanatische Übertriebenheit.
Kleist sah die Welt als Tragödie, so schuf er Tragödien aus seiner Welt und formte als ihre letzte und höchste sein eigenes Leben.
Kleist führte ein ratloses Leben, das tragisch endete. Nachdem Kleist seine Tätigkeit als Tageszeitungsredakteur verlor, nahm er sich am 21. November 1811 das Leben.
Kleist nannte sich selbst einen "unaussprechlichen Menschen", "in der Welt, auf die er hoffte, nie ankommen sollte und auch nicht ankommen konnte." "Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden nicht zu helfen war."
In seinem Abschiedsbrief schrieb der preussische Melancholiker und wehleidige Dichter:
»Der Himmel versagt mir den Ruhm, das grösste der Güter der Erde;
ich werfe ihm, wie ein eigensinniges Kind, alles übrige hin.«
Sein letzte Ruhe fand der ruhmsüchtige "Dichter ohne Volk" in einer Grünanlage am Kleinen Wannsee bei Berlin.
Heute ist Kleist der modernste Dichter der klassischen Zeit.
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