Karl Kraus wurde am 28. April 1874 in Jitschin oder auch Gitschin, Böhmen, damals Österreich-Ungarn, heute Tschechien,
als Sohn des jüdischen Papierfabrikanten und wohlhabenden Kaufmanns Jakob Kraus und seiner Frau Ernestine (geborene Kantor) geboren.
Im Jahr 1877 zog die Familie nach Wien um.
Karl Kraus war einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts,
ein Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker, Dramatiker, Förderer junger Autoren, Sprach- und Kulturkritiker -
vor allem ein scharfer Kritiker der Presse und des Hetzjournalismus oder, wie er selbst es ausdrückte, der Journaille.
1892 begann Kraus ein Jurastudium an der Universität Wien. Ab April erschienen seine ersten journalistischen Beiträge in der Wiener Literaturzeitung.
Daneben betätigte er sich als Dramatiker, Lyriker und Vortragskünstler
Karl Kraus war zur Zeit des Ersten Weltkrieges Journalist und ein sehr akribischer und genauer Zeitungsleser.
Er sammelte viele Artikel und die dazugehörenden Fotos und verarbeitete sie in seinem Drama über den Krieg - »Die letzten Tage der Menschheit«.
Kraus war kein Deutschnationaler, denn er hatte, anders als die meisten seiner Landsleute, schon 1918 gegen einen „Anschluss“ gekämpft.
In der Politik war ihm alles Großdeutsche zuwider, im Reich der Worte indes wollte er seinen Leitsternen keine Grenzen gezogen sehen:
Nestroy ins Wienerische zu übersetzen hieße, ihm eine „Anzengrube graben“.
»Die letzten Tage der Menschheit«
ist eine „Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog“. Sie ist in den Jahren 1915 bis 1922 als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg entstanden.
Karl Kraus sagte selbst über sein heute wohl berühmtestes Werk, es sei für ein Marstheater gedacht, für ein irdisches Theater hielt er es wohl für zu umfangreich.
Kaum jemand hat die Mächtigen seiner Zeit so herausgefordert wie Karl Kraus.
Der Autor des sprichwörtlich gewordenen Dramas »Die letzten Tage der Menschheit«
und Herausgeber der legendären Zeitschrift »Die Fackel« war eine der widersprüchlichsten
und einflußreichsten Persönlichkeiten in der Literatur des 20. Jahrhunderts.
Der scharfsinnige Wiener Denker und Kulturkritiker mit pessimistischem Grundton machte sich Gedanken über seine Zeit, den herrschenden Zeitgeist
sowie seinen bevorzugten Themen Kultur, Moral, Krieg,
Sprache und Weib. Über diese Themen verfasste er zahllose Publikationen und Aphorismen.
Der literarische Stil von Karl Kraus war die Satire, die er über das Zitat als Entlarvungsinstrument realisierte.
Zu seinen bekanntesten Schriften gehören »Sittlichkeit und Kriminalität« (1908), »Sprüche und Widersprüche« (1909), »Die chinesische Mauer« (1910),
»Die letzten Tage der Menschheit« (1918) und »Weltgericht« (1919).
Karl Kraus war ein begabter Sprachanalytiker, der die Sprache als Mutter des Gedankens ansah.
Aufgrund seiner Sprachanalyse gewann Kraus so tiefe Kenntnisse von den Vorgängen
seiner Zeit, dass er schon zu Beginn des Jahrhunderts die negativen Folgen des
technischen Fortschrittes sah, der den Menschen schon damals aus der Hand zu gleiten begann.
Karl Kraus wurde durch seine Aphorismen bekannt.
Er veröffentlichte seine Aphorismen zunächst in kleinen Gruppen in der »Fackel«.
Karl Kraus stellte vor allem in seinen früheren Jahren darum gerne auch die Presse aktiv bloß.
Sein Feldzug gegen die Presse ("Journaille", "Tintenstrolche", "Fanghunde der öffentlichen Meinung",
"Preßmaffia", "Preßköter") zieht sich durch sein gesamtes Lebenswerk. Er wirft ihr vor, daß "bloß das,
was zwischen den Zeilen steht, nicht bezahlt" sei.
Bekannt wurde Karl Kraus als Herausgeber der literarischen Zeitschrift »Die Fackel«,
die er am 1. April 1899 gründete. Die Entwicklung der Zeitschrift ist eine Biographie ihres Herausgebers.
Von Anfang an war Karl Kraus nicht nur der Herausgeber, sondern auch der Autor der meisten Beiträge.
Von 1912 an waren praktisch alle Originalbeiträge in der »Fackel« von Karl Kraus
bis kurz vor seinem Tod (die letzte »Fackel« erschien im Februar 1936) im wesentlichen
(mit seltenen Ausnahmen) allein geschrieben. Umgekehrt ist der überwältigende Anteil
seines Werks in der »Fackel« zu finden; nur wenig wurde außerhalb der "Fackel" publiziert.
Der berühmte Kulturkritiker und Feuilletonist Karl Kraus starb am 12. Juni 1936 in Wien an einer Herz-Embolie.
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