Milan Kundera wurde am 1. April 1929 als künstlerisch-ambitionierter Sohn eines
Konservatorium-Professors im mährischen Brünn geboren.
Milan Kundera ist ein bekannter tschechisch-französischer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Kundera wuchs in einem musisch begabten Elternhaus auf. Der musisch begabte Kundera lernte als Kind bereits früh Klavierspielen.
Musik zieht sich als Motiv und Strukturelement durch sein ganzes Werk.
Nach dem Krieg war Kundera zunächst Arbeiter und Jazzmusiker.
1948 schloss er das Gymnasium ab, trat wie viele seiner Altersgenossen in die kommunistische Partei ein und
begann an der Prager Karls-Universität
Musik und Literatur zu studieren,
wechselte aber nach zwei Trimestern an die Filmakademie, wo er als Hauptfächer Regie und Drehbuch belegte.
Um 1950 wurden er und ein weiterer Autor, Jan Trefulka, wegen "Machenschaften gegen die Partei" aus derselben ausgeschlossen
und Kundera musste sein Studium für zwei Jahre unterbrechen. Kunderas späterer Roman »Der Scherz« (1965/67) wurde von den Ereignissen dieser Zeit inspiriert.
Nach seinem Studium arbeitete Kundera als Dozent an der Filmfakultät der Prager Akademie für Musik und Dramatik.
Kundera wurde spätestens nach Stalins Tod zum kritischen Intellektuellen. Als Kommunist wurde er zweimal aus der Partei ausgeschlossen und wandelte sich in den sechziger Jahren in einen bedeutenden reformistischen Vordenker.
Sein Debüt als Schriftsteller gab er 1953 mit dem Gedichtband »Der Mensch - ein weiter Garten«.
In seinem 1953 erschienenen Debüt-Gedichtband »Der Mensch - ein weiter Garten« setzte sich der Dichter kritisch
mit der auch in der Tschechoslowakei offiziellen Doktrin des Sozialistischen Realismus auseinander, allerdings
aus einer überzeugten kommunistischen Grundperspektive heraus.
Der vierte tschechische Schriftstellerkongress im Jahr 1967 stellte einen Wendepunkt im tschechischen Kulturleben und
einen Meilenstein in der Entwicklung des Prager Frühlings dar. Kundera wurde zur Galionsfigur einer Bewegung,
die sich auflehnte und künstlerische Freiheit forderte.
1967 veröffentlichte er seinen ersten Roman »Der Scherz«. In diesem Roman zeichnet er ein sehr drastisches Bild, was der Sozialismus Anfang der 50er Jahre in seinem Land angerichtet hat.
Ein naiver Student schickt in der kommunistischen Welt seiner Freundin in Postkarte, weil er sie durch Kessheit beeindrucken möchte.
Er schreibt: "Optimismus ist das Opium der Menschheit. Ein gesunder Geist trieft nach Dummheit. Es lebe Trotzki!"
Die Partei begreift all dies und nimmt den Scherz todernst. Der naive Student wird zum Verhör zitiert und anschließend aus seiner Lebensbahn geworfen.
1967 wurde Kundera wieder in die kommunistische Partei aufgenommen, jedoch 1970 endgültig aus der Partei ausgeschlossen.
Der vierte tschechische Schriftstellerkongress im Jahr 1967 stellte einen Wendepunkt im tschechischen Kulturleben und
einen Meilenstein in der Entwicklung des Prager Frühlings dar. Kundera wurde zur Galionsfigur einer Bewegung,
die sich auflehnte und künstlerische Freiheit forderte.
Der Einmarsch der sowjetischen Truppen und das Ende des Prager Frühlings beendeten auch die Phase der Presse- und Kulturfreiheit in der Tschechoslowakei.
Kunderas Lehrtätigkeit an der Filmhochschule wurde eingestellt, seine Bücher aus Bibliotheken entfernt und nicht mehr verlegt.
Milan Kundera wurde in seinem Land zur persona non grata erklärt, seine Staatsbürgerschaft wurde ihm entzogen.
Bekannt wurde er durch das dreibändige Prosawerk »Das Buch der lächerlichen Liebe« (1969).
Anfang der 70er Jahre veröffentlichte Milan Kundera noch zwei Romane in seinem Heimatland.
In »Das Leben ist anderswo« (1969/70) sowie »Abschiedswalzer« (1970/71) rechnete der Schriftsteller Kundera mit seiner kommunistischen Vergangenheit ab.
Die beiden Arbeiten waren die letzten in der Tschechoslowakei erschienenen Romane Kunderas.
1975 erhielt er einen Ruf als Dozent an die Universität Rennes und emigrierte daraufhin mit seiner Ehefrau nach Frankreich.
Nach seiner Emigration nach Frankreich veröffentlichte Kundera zunächst Bücher weiter in tschechischer Sprache,
später dann in französischer Sprache.
Sein 1978 entstandener Roman »Das Buch vom Lachen und Vergessen«, in dem Kundera erneut mit seiner
kommunistischen Vergangenheit abrechnete, führte zum Entzug seiner tschechischen Staatsbürgerschaft.
Kundera zog 1978 nach Paris und nahm eine Dozentur an der Ecole des Hautes Etudes an -
hier entstand seit 1982 der Roman, der ihn zwei Jahre später international bekannt machte: »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins«.
1981 nahm der emigrierte Schriftsteller Kundera die französische Staatsbürgerschaft an. Er entfernte sich nun auch literarisch von seinen tschechischen Wurzeln.
Der 1990 entstandene Roman »Die Unsterblichkeit« hat erstmals keine tschechischen Charaktere und Schauplätze.
Er wird als vorerst "französischster" Roman Kunderas angesehen.
Dieser und der 1994 folgende Roman »Die Langsamkeit«, Kunderas erster in französischer Sprache,
enthalten durchgängig Kritik an der westeuropäischen Zivilisation am Ende des 20. Jahrhunderts und prangern
Künstlichkeit, Technokratie und Unmenschlichkeit an.
Seit 1993 schreibt Kundera in französischer Sprache.
Kunderas zweiter 1995 in französischer Sprache geschriebener Roman »Die Identität«, erschienen 1998
ist wie »Die Langsamkeit« ein reifer Liebesroman, der den Wert der Liebe in einer feindseligen und primitiven modernen Welt heraushebt.
Zu seinen bekanntesten Romanen gehören »Der Scherz« (1968), »Das Leben ist anderswo« (1974),
»Abschiedswalzer« (1977), »Das Buch vom Lachen und Vergessen« (1980), »Das Buch der lächerlichen Liebe« (1986)
und 1987 der Essay »Die Kunst des Romans«.
Im Frühjahr 1984 schaffte Kundera den internationalen Durchbruch mit seinem metaphorischen Roman
»Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins«.
Das kommerziell erfolgreichste Buch Kunderas ist »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« (1982).
Seit Veröffentlichung jenes Romans gilt Kundera als der international bekannteste tschechisch
schreibende Autor seit Jaroslav Hasek. Er betonte stets: »Es ist das Werk, das zählt. Vergeßt den Autor!«
Seit 1991 ist Kundera Mitglied des Lektorenkollegiums des Gallimard-Verlags in Paris.
Er lebt zusammen mit seiner Frau Vera Hrabankova sehr zurückgezogen und gibt wenig von seinem Privatleben preis.
Er ist einer der bedeutendsten tschechischen Schriftsteller der Nachkriegszeit - aber Tscheche ist Milan Kundera seit 1979 nicht mehr.
Damals hat die Tschechoslowakei dem vier Jahre zuvor nach Paris emigrierten Dichter die Staatsbürgerschaft entzogen, weil er den Prager Frühling unterstützt hat
und sich zudem nicht an das poetische Regelwerk des real existierenden Sozialismus gehalten hatte.
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