Joseph Roth wurde am 2. September 1894 als Kind jüdischer Eltern in Brody bei Lemberg in Galizien ganz am östlichen Rand des Habsburger Reiches geboren.
Joseph Roth war ein bekannter österreichischer Schriftsteller, Erzähler und Journalist des 20. Jahrhunderts.
Er gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzähler des 20. Jahrhunderts und als traditioneller Erzähler.
Joseph Roth war vor allem eins: ein hellsichtiger und sprachlich brillanter Kulturjournalist.
Roth setzte sich literarisch mit den gesellschaftlichen Widersprüchen der untergehenden Doppelmonarchie auseinander.
Zudem schilderte er in seinen Werken das politische, soziale und kulturelle Leben in der Zeit zwischen den Weltkriegen.
Der Vater Nachum Roth, ein Getreideeinkäufer und Holzhändler, verließ seine Frau Maria Roth, geborene Grübel, während der Schwangerschaft und starb 1910 nach jahrelanger psychischer Krankheit.
Roth besuchte nach der jüdischen Gemeindeschule in Brody das dortige deutschsprachige Gymnasium, das er im Mai 1913 mit ausgezeichneter Matura abschloss.
Roth war Schüler des Kronprinz-Rudolph-Gymnasium und besteht seine Matura mit Auszeichnung. Er verfasst erste Gedichte. 1913 Mai: Roth immatrikuliert sich an der Universität Lemberg für die Fächer Germanistik und Philosophie.
1913 kam der Neunzehnjährige aus Lemberg in Galizien zum Studium nach Wien.
Zum wegweisenden Erlebnis wurde für Roth der Erste Weltkrieg und der darauf folgende Zerfall Österreich-Ungarns.
Nach Kriegsende musste Joseph Roth sein Studium, das er in Wien hoffnungsvoll begonnen hatte, abbrechen.
Ein grausamer Wille der Geschichte hat sein altes Vaterland, die österreichisch-ungarische Monarchie, zertrümmert.
Roth hatte es geliebt, dieses Vaterland, das ihm erlaubte, ein Patriot und ein Weltbürger zugleich zu sein, ein Österreicher und ein Deutscher unter allen österreichischen Völkern.
Er hat die Tugenden und die Vorzüge dieses Vaterlands geliebt, und er liebte, da es verstorben und verloren war, auch noch seine Fehler und Schwächen.
Deren hatte es viele. Es hat sie durch seinen Tod gebüßt.
Mit dem Untergang der Habsburger-Monarchie verlor er seine Heimat, als die er ganz Österreich-Ungarn angesehen hatte.
Im Juni 1920 ging er nach Berlin und arbeitete hier als Journalist für die Neue Berliner Zeitung, ab 1921 für den
»Berliner Börsen-Courier« und wurde später Feuilletonkorrespondent für die renommierte Frankfurter Zeitung.
Im Frühjahr 1925 schickte ihn die Frankfurter Zeitung als Feuilleton-Korrespondent nach Paris.
Hunderte von Artikeln erschienen bis 1933.
»Wanderer zwischen Städten« nennt sich ein Band mit Essays von Joseph Roth aus den Jahren von 1925 bis 1927. Zum einen sind es für die Frankfurter Zeitung verfasste Reiseberichte,
zum anderen Reflexionen über das Ostjudentum, dem Roth selbst entstammt, geschrieben - Zitat: "für Westeuropäer, die auf ihre sauberen Matratzen nicht stolz sind".
Roth gab dem Essay den Titel »Juden auf Wanderschaft«.
Roth spiegelte im seinem epochalen Werk die großen Umrüche in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.
Er setzte sich literarisch mit den gesellschaftlichen Widersprüchen der untergehenden Doppelmonarchie
(»Radetzkymarsch«) auseinander. Zudem schilderte er in seinen Werken das politische, soziale und kulturelle Leben
in der Zeit zwischen den Weltkriegen.
In seinem ersten Roman »Das Spinnennetz« (1923) sah der Visionär Roth den Aufstieg der Nazis, die Verbrechen und den Terror schon früh und weitsichtig voraus.
Von ganz anderer, weniger traurig-spöttisch-kopfschüttelnder als besorgter Art sind seine Beobachtungen einer ganz anderen Entwicklung: Bereits 1923 betont er im Roman
»Das Spinnennetz« warnend jenes Phänomen des immer stärker hervortretenden Rechtsradikalismus.
In dem Roman sind es Enttäuschung und Desillusionierung, Armut und Perspektivlosigkeit, die in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg einen jungen deutschen Leutnant
(wie so viele andere auch) zu willigen Mitläufern machen.
1924 erschien sein Roman »Hotel Savoy«, eine pessismistische Heimkehrer-Geschichte aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, jener Wirtschaftskrisenzeit,
die Roth als Wartesaal voller radikalisierter Hoffnungen und unerfüllter Träume deutet. Der Roman erzählt von einer entwurzelten, zerfallenden Gesellschaft,
von der Suche nach Heimat und Identität.
In seinen Meisterwerken »Hiob« und »Radetzkymarsch« schilderte er die untergehenden Welten des Ostjudentums und der Habsburger Monarchie:
allesamt Welten, die er kritisiert und verlassen hatte – und denen er doch als verlorener Heimat nachtrauerte.
In seinem Essay »Juden auf Wanderschaft« (1927) gab er ein eindrucksvolles Bild vom jüdischen Leben vor dem Holocaust.
Er selbst floh vor den Nationalsozialisten nach Paris und lebte meist in Hotels und ohne festen Wohnsitz.
Roth schrieb als Erzähler über Schwache und Hilflose meist mit jüdischem Hintergrund und über österreichische Offiziers- und Beamtenfamilien.
Sein »Hiob« (1930) brachte ihm einen beachtlichen Erfolg. Der internationale Durchbruch kam zwei Jahre später mit »Radetzkymarsch« (1932).
Je mehr die Weimarer Republik, mit der Roth nicht zufrieden war, im Chaos versank, desto mehr überhöhte Roth sein Ideal von der Donaumonarchie.
Sein größter Roman »Radetzkymarsch«, eine Familiengeschichte vor historischem Hintergrund, zeigt den Verfall der Donau-Monarchie.
Joseph Roth beschreibt darin am Beispiel der Familie Trotta den Untergang Österreich-Ungarns.
Der Großteil des Buches erzählt den Lebensweg eines k.u.k. Offiziers bis zu seinem Tod in den Anfangstagen des Ersten Weltkrieges, stets vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Unterganges
des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn. Der familiäre Hintergrund des Protagonisten wird dabei am Anfang vergleichsweise kurz und nüchtern umrissen.
Als Starjournalist reiste Roth durch ganz Europa und schrieb stilistisch brillante Reportagen. In der jungen Sowjetunion schilderte er 1926 nicht nur die aktuelle Lage mit ihren Vor- und Nachteilen,
sondern hellsichtig schon die kommenden Probleme des sozialistischen Staates.
In seinen Feuilletons, die er seit 1919 regelmäßig schrieb und in verschiedenen Zeitungen veröffentlichte, war Roth immer ein engagierter Chronist seiner Zeit.
Unermüdlich und mit ungeheurer Schärfe und Brillanz schrieb er gegen Staatswillkür und seit 1933 gegen den Nationalsozialismus an.
Seine Frau Friederike litt stark unter diesen Umständen und erkrankte sechs Jahre nach der Hochzeit an Schizophrenie,
was Roth psychisch wie finanziell in eine tiefe Krise stürzte.
Diese Krise, die auch zu seinem zunehmenden Alkoholismus beitrug, verschärfte sich noch, als er 1933 Deutschland verlassen musste
und seine Bücher dort verboten wurden.
Roth dachte und verstand sich stets als Linksintellektueller. Erst in der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre, als die Lage in Deutschland immer bedrohlicher wurde und
Roth bitter enttäuscht war von der Lethargie der linken Kräfte, änderte sich diese Haltung. Eine mehrmonatige Reise durch Russland, auf der Roth die grausame Realität
der sozialistischen Utopie vor Augen geführt bekam, besiegelt seine fast religiöse Hinwendung zum vordemokratischen Kaiserreich und ließ seinen klaren Blick auf die
gesellschaftlichen Verhältnisse immer mal wieder ins Wanken geraten.
Joseph Roth war ein Jude auf Wanderschaft, ein Wanderer zwischen den Welten und gegen Ende seines Lebens ein heimatloser Literat.
Roth ging zuerst von Galizien nach Wien und reiste in den folgenden Jahren quer durch Europa.
Nach der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß ging er 1934 ins Exil nach Paris.
Von 1936 bis 1938 lebte Joseph Roth mit der Schriftstellerin Irmgard Keun zusammen.
Anfang der 1930er Jahre erlangte er mit den Romanen »Hiob« und »Radetzkymarsch« Weltruhm.
Mit seinem Roman »Hiob«, aber vor allem mit »Radetzkymarsch« gelangte Joseph Roth zu internationalem Ruhm.
Hauptthemen im Schaffen des jüdischen Autors sind neben dem erbitterten Kampf gegen den aufkommenden Nationalsozialismus
das multikulturelle Leben und der tragische Untergang der von ihm geliebten Habsburger Monarchie.
Zu seinen bekanntesten Werken des traditionellen Erzählers gehören die Romane »Das Spinnennetz« (1923), »Der stumme Prophet« (1929), »Hiob. Roman eines einfachen Mannes« (1930),
»Radetzkymarsch« (1932), »Die Kapuzinergruft« (1938), »Die Legende vom heiligen Trinker« (1939) und »Der Leviathan« (1940).
Je drohender sich in den 1930er Jahren der Nationalsozialismus artikulierte, desto stärker rückte die Erinnerung an die Vorkriegsmonarchie
in das Zentrum von Roths Argumentation und verklärte das alte habsburgische Österreich.
Roths Schwanengesang ist die Novelle »Die Legende vom heiligen Trinker« (1939). Der Clochard Andreas, ein hellsichtiges Selbstportrait,
stirbt darin einen raschen und schmerzlosen Tod. Dieser war Joseph Roth nicht vergönnt.
|
Joseph Roth war ein Schriftsteller den Heimatlosigkeit.
Den heimatlosen Schriftsteller hat das Gefühl der inneren Zerissenheit, keine geistige Heimat zu finden, ihn Zeit seines Lebens nie verlassen.
Im Pariser Exil wurde der große und begnadete heimatlose Erzähler zum Trinker.
Roth litt an Alkoholismus und starb am 27. Mai 1939 an seinen Folgen im Pariser Exil.
Er starb am 27. Mai 1939, verarmt und alkoholkrank, im Pariser Exil und im Alter von nur 45 Jahren.
Sein Grab befindet sich auf dem »Cimetière de Thiais« im Süden von Paris.
Sein Tod bedeutete das Abschiednehmen von einer Welt, die es nicht mehr gab, weil niemand wie Roth mehr da war, der diese Welt repräsentiert hat.