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Jean-Jaques Rousseau
französischer Schriftsteller und Philosoph
(1712 - 1778)

Jean-Jacques Rousseau wurde am 28. Juni 1712 als Sohn eines Uhrmachers in Genf geboren.

Der Genfer Jean-Jacques Rousseau verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Frankreich und gilt deshalb als französischer Philosoph. Auch er musste später zeitweise in die Schweiz zurückkehren, um der Verfolgung zu entgehen.

Jean-Jacques Rousseau war ein bedeutender französischer Philosoph und Schriftsteller des 18. Jahrhunderts in der Zeit vor der Französischen Revolution. Er gilt als der bedeutendste französische Philosoph der Aufklärung.

Er wurde zum Wegbereiter der Französischen Revolution und zum geistigen Vater der Literatur der Romantik. Seine pädagogischen Thesen führten zum Konzept einer allgemeinen, umfassenden Menschenbildung.

Rousseau beschäftigte sich eingehend mit Fragen der Anthropologie, der Pädagogik und mit Staatstheorien.

Tränennass und von tausend Lichtern geblendet, ereilte Jean-Jacques Rousseau im Wald von Vincennes die Erkenntnis, dass Wissenschaft und Moral getrennte Wege gehen.

In einem Brief an Malesherbes aus dem Jahre 1762 beschreibt Rousseau den kathartischen Augenblick, der ihn 1749 im Wald von Vincennes ereilt haben sollte, in einer medizinisch anmutenden Schilderung als einen körperlichen und geistigen Zusammenbruch: „Ich besuchte Diderot, der damals in Vincennes gefangensaß.

Nach erfolglosen Versuchen in ein Priesterseminar aufgenommen zu werden, ging Rousseau auf Wanderschaft. Er durchwanderte er ab 1730 die Schweiz und Frankreich, bis er sich schließlich 1742 in Paris niederließ.

In diesen Jahren fiel auch seine Entscheidung Schriftsteller und Musiker zu werden. In Paris verdiente er seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer und als Kopist von Partituren. Unter anderem war Rousseau auch als Gesandtschaftssekretär in Venedig tätig.

Denis Diderot

Für seine Schriften »Discours sur les sciences et les arts« wurde er im Jahr 1750 mit dem Preis der Akademie von Dijon geehrt. In der französischen Hauptstadt machte er auch die Bekanntschaft mit dem Philosophen Denis Diderot. Dieser beauftragte Rousseau musiktheoretische Beiträge für die französische »Encyclopédie« zu verfassen.

Jean-Jacques Rousseau. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten

Rousseau lebte in dem absolutistischen Staat Ludwigs XV., der an starker Misswirtschaft litt.
Er forderte eine Rückkehr zu den Tugenden Freiheit und Unschuld des menschlichen Naturzustandes, um die entstandene Ungleichheit unter den Menschen wieder aufzuheben.

In seiner politischen Philosophie forderte er gleiche Rechte für alle Bürger unter einer demokratisch ausgeübten Kontrolle. Rousseau ging davon aus, dass die Menschen von Natur aus frei und gleich und dazu fähig seien, über sich selbst zu bestimmen. Dies war im Wesentlichen genau das Gegenteil der Staatstheorie von Thomas Hobbes. Rousseau forderte statt der Abtretung aller Rechte an den absoluten Staat einen in Freiheit ausgehandelten contrat social (Gesellschaftsvertrag). Rousseaus Weltbild stand auch in einem scharfen Gegensatz zur Fortschritts- und Wissenschaftsgläubigkeit vieler seiner Zeitgenossen. Sein Ruf "zurück zur Natur" ist vor diesem Hintergrund zu verstehen. Rousseaus Erziehungstheorie, ebenfalls 1762 veröffentlicht, beeinflusste berühmte Erzieher (u.a. den Schweizer Heinrich Pestalozzi) nachhaltig.

Rousseau machte sich Illusionen - mehr seinem Wunsch als der Wirklichkeit entsprechende Vorstellungen - von der Natur des Menschen, kam aber trotzdem zu der in der Geschichte seither bewährten Einsicht, dass alle Menschen die Ordnung der menschlichen Gesellschaft mitbestimmen sollten und dass sie unveräusserliche Grundrechte besitzen, die jede Gesellschaftsordnung garantieren muss, wenn sie Bestand haben soll. Rousseau überschätzte bei weitem die "angeborenen Stärken" der Menschen, insbesondere ihre Fähigkeiten, vorausschauend, vernünftig und mit Blick auf das Gemeinwohl statt auf den kurzfristigen persönlichen Vorteil zu entscheiden. Er erwartete, dass sie, einmal von der hergebrachten mittelalterlichen Gesellschaftsordnung befreit, ohne weiteres zu einer volonté générale [einem allgemeinen Volkswillen] finden würden. Den Wert von Gesetz und Erziehung im althergebrachten Sinn achtete er zu gering. So erstaunt es nicht, dass sich seine praktischen Erziehungsvorschläge schon beim eigenen Sohn nicht sonderlich bewährt haben.

Seine volonté générale, von Rousseau nicht fertig durchdacht, konnte nicht nur demokratisch verstanden werden, sondern wurde auch in der Französischen Revolution wie im Kommunismus als Rechtfertigung für Diktaturen benützt.

Ausgangspunkt des Rousseau’schen Denkens gene die herrschenden Zustände ist der Abscheu vor der etablierten Kultur und Gesellschaft seiner Zeit. Für Rousseu war die gegenwärtige Zivilistaion eine Verfalls- und Entfremdungsform menschlichen Lebens. Rousseau ging davon aus, dass die Menschen von Natur aus frei und gleich und dazu fähig seien, über sich selbst zu bestimmen. Der Mensch, sagte Rousseau, sei von Natur aus gut. Erst die Gesellschaft, in die er hineinwächst, korrumpiert ihn, beraube in seiner freundlichen Anlagen, mache ihn böse. Darin lag er jedoch falsch. Der Mensch ist von Natur aus egoistisch und sündhaft. Politische Ideen, die vom Gegenteil ausgehen, führen deshalb in den Totalitarismus.

Er stellte fest, dass die in Gesellschaft lebenden Menschen böse und eitel sind. Interessenkonflikte verleiten sie dazu, ihre wahren Absichten voreinander zu verbergen. Rousseau kritisierte nicht nur die Gesellschaft seiner Zeit, sondern die Vergesellschaftung des Menschen schlechthin.

Rousseau dachte und schrieb anti-klerikal und griff die Glaubenspositionen der Kirche an. Er hat aus weltlicher Sicht die Dinge ihres christlichen Vokabulars entkleidet. Deswegen konnte man im 19. Jahrhundert mit Rousseau wunderbar eine autoritäre Gesellschaft im Namen der Freiheit denken.

Um die ideale Gesellschaft zu schaffen, dürfe der Staat auch Zwang anwenden, so Rousseau. Der Denker wollte eine autoritäre Gesellschaft im Namen der Freiheit.

Für Rousseau müssen die Menschen eine Form des gemeinsamen Zusammenlebens finden, um die Mängel der Natur zu überwinden. Mit seiner Forderung, die natürliche Rechtsgleichheit aller Menschen wiederherzustellen, wurde er zum Wegbereiter der Französischen Revolution. Ziel war für ihn daher der Gesellschaftsvertrag.

Der Vordenker der Aufklärung Rousseau entwarf das Glaubensbekenntnis der modernen Bürgergesellschaft. Ein entscheidender Fixpunkt ist die Überzeugung, daß der Mensch eine immaterielle Seele hat und das eine Moral ohne Gottes- und Unsterblichkeitsglauben eine Chimäre ist. Die Verbindung von Atheismus und Moralität ist für Rousseau Täuschung und Selbsttäuschung.

Der Glaube ist für ihn selbst nicht institutionell durch die Kirche vermittelt, sondern verwirklicht sich im Handeln und in der Andacht, für die die Natur der bessere Ort ist als die Kirchenbank.

Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundlagen des politischen Rechts. Contrat Social In dem Werk »Contrat social« aus dem Jahr 1762 legte der Staatstheoretiker seine Lehre vom Staat nieder. Der Gesellschaftsvertrag ist ein Vertrag aller mit allen, der sie vereinigt, aber ihnen die völlige, wenn auch gesetzlich geregelte Freiheit belässt. Der Wille aller ist entscheidend, denn sonst bildet die volonté générale nur noch den Willen - und mithin die Interessen - von zunehmend wenigen ab. Der allgemeine Wille ist dann schlichtweg nicht mehr repräsentativ und die volonté générale ist keine mehr. »Was das Volk nicht über sich selbst beschließen kann, das kann der Gesetzgeber auch nicht über das Volk beschließen«, schrieb Imamnuel Kant.

In der staatstheoretischen Schrift versuchte er, die Rechte der Individuen gegenüber dem Staat, aber auch dessen Ansprüche gegenüber den Individuen zu definieren und zu begründen und prägte den heute so wichtigen Begriff der Volkssouveränität.

Rousseau wollte die Eigenständigkeit des Bürgers nicht verstaatlichen, sondern ins Spiel einer allgemeinen Gesetzgebung bringen, die der Bürger zu seiner eigenen Sache macht.

Rousseau beeinflusste durch sein vielseitiges Werk nachhaltig die Lehre vom Staat, die Pädagogik und die gesamte Geistesgeschichte Europas. Er begründete die Lehre der Rechtsstaatlichkeit.

Der Rechtsstaat braucht zur erfolgreichen äußeren Durchsetzung der Freiheitsgesetze die innere Zustimmung des Menschen. Er ist angewiesen auf ein Bekenntnis aller Sekten und Religionen, dass sie sich tolerieren.

Erst mit Rousseau begann die Einsicht, daß Demokratien mehr Stabilität versprechen als "vernünftige Diktaturen".

Rousseau forderte eine Rückbesinnung auf den natürlichen und ursprünglichen Zustand, in dem der seiner Meinung nach frei und gut und vor allem gleich gegenüber anderen Menschen gewesen ist. Doch er hatte nicht vor, deswegen primitiv zu leben. Er forderte nur eine radikale Abkehr von Ungleichheit, Korruption und dem moralischen Verderbnis seiner Zeit.

Mit der Publikation »Julie ou la nouvelle Heloise« (1761) kam beim Bildungsbürgertum eine neue Naturbegeisterung auf. Begriffe wie »Zurück zur Natur« oder »Leben auf dem Lande« waren in aller Munde.

Einquartiert in der ihm zuliebe von der Mäzenin Madame d'Épinay gebauten Hermitage im beschaulichen Tal von Montmorency, ließ Rousseau seine langjährige Begleiterin und Mutter seiner zahlreichen, allesamt ins Findelheim gesteckten Kinder, geruhsam die Hausarbeit verrichten, während er sich in endlosen Stelldicheins mit der blitzgescheiten, attraktiven und wesentlich jüngeren Gräfin Sophie d'Houdetot ergeht - nicht, um sie zu berühren, sondern uns zum Glücke zur Muse des erfolgreichsten Romans des 18. Jahrhunderts werden zu lassen, »Julie ou La Nouvelle Héloïse«, die Geschichte zweier Liebenden am Fuße der Alpen.

Zu den Hauptwerken des Schriftstellers zählt »Émile« von 1762. In dem Roman entwarf Rousseau eines detailliertes Programm zur Erziehung der Bürgergesinnung vor. Der Erziehungsroman erregte großes Aufsehen und Rousseau wurde später gar als Entdecker der Kindheit gefeiert.

Durch Rousseaus vielbeachteten Erziehungsroman mit dem Titel »Émile ou de l’éducation« (1762), geriet er in eine Auseinandersetzung mit der französischen und schweizerischen Obrigkeit. In seinem Erziehungsroman »Emile« widmete sich Rousseau den Themen Kindheit und Erziehung und forderte, daß ein Kind Kind sein dürfe.

Seine Verurteilung der Onanie in »Emile« hat Generationen in Gewissenskonflikte und den Jungen harte Maßnahmen auferlegt. Ein schönes Beispiel dafür ist Friedrich Hölderlin und seine Erziehung des Knaben von Kalb.

Rousseaus autobiographisches Werk »Confessions« erschienen von 1782 bis 1789 in zwölf Büchern. Die »Bekenntnissse« sind ein einzigartiges Dokument einer schonungslosen Selbstanalyse wie auch ein Werk der Verteidigung. Als Aufklärer von hohen Graden setzte er in seiner Lebensbeichte der reinen Vernunft- und Zivilisationsgläubigkeit den revolutionären Rückzug auf die Natur und das Gefühl des Menschen entgegen. Freimütig gab er darin Intimes preis und polemisierte trotzig gegen Feinde im Lager der Aufklärung.

Seine Romane, wie »Die neue Heloise« (1761) und »Bekenntnisse«, wirkten entscheidend auf die französische Literatur der Romantik ein und beeinflussten die folgenden Generationen von Philosophen, Denkern und Pädagogen.

Rousseau kritsiiert mit scharfen Worten die Idee, nach der das freie Spiel der individuellen Interessen als Grudnlage für eine legitime Gesellschaft ausreichen würde. Solches führe notwendigerweise zur gesellschaftlicher Unordung.

Für Rousseau war die Natur essentiell. Gegen Ende seines Lebens legte er ein Armutsbekenntnis ab. Er zog mit seiner Frau, Thérèse Levasseur, aufs Land in ein bescheidenes Haus und schrieb seine Bekenntnisse.

Im Mai 1778 folgte er einer Einladung des Marquis de Girardin auf dessen Schlösschen Ermenonville.

Jean-Jacques Rousseau starb am 2. Juli 1778 in Ermenonville. Er wurde auf der Insel der Pappeln im Schlosspark begraben.
Seine letzte Ruhestätte fand der Vordenker der Aufklärung in der Ruhmeshalle des Pariser Pantheon.

Viele seiner Ideen beeinflussen bis heute stark unser Denken. Doch schon zu seiner Zeit gab er - zuerst bei den Aufklärern, später bei den Vertretern des "Sturm und Drang" - den Ton mit an.




Jean-Jacques Rousseau-Werke
    Jacques Rousseau Bücher

Jean-Jacques Rousseau. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten
Jean-Jacques Rousseau.
Rousseau oder Die wohlgeordnete Freiheit
Rousseau oder Die wohlgeordnete Freiheit.



    Jean-Jacques Rousseau Werk


Bekenntnisse
Bekenntnisse
Diskurs über die Ungleichheit
Diskurs über
die Ungleichheit


    Gesellschaftsvertrag Gesellschaftsvertrag

Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundlagen des politischen Rechts.
Vom Gesellschaftsvertrag
oder Grundlagen des
politischen Rechts.
Der Gesellschaftsvertrag. Die Grundsätze des Staatsrechts.
Der Gesellschaftsvertrag.
Die Grundsätze des Staatsrechts.
Klassische Staatsphilosophie. Texte und Einführungen von Platon bis Rousseau.
Klassische Staatsphilosophie. Texte und Einführungen von Platon bis Rousseau.


Vom Gesellschaftsvertrag oder Die Grundsätze des Staatsrechts
Vom Gesellschafts-vertrag
Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen.
Ungleichheit
unter den Menschen



Vom Gesellschaftsvertrag oder Die Grundsätze des Staatsrechts
Vom Gesellschafts-vertrag
Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen.
Ungleichheit
unter den Menschen
Emile oder Über die Erziehung


   Rousseau Hörbücher

Rousseau. Eine kurze Einführung. CD
Rousseau. Eine
kurze Einführung. CD
Philosophie: Ich denke, also bin ich. 2 CD.
Philosophie:
Ich denke, also
bin ich. 2 CD.



Internet

Staatstheorien der Aufklärung -
Die Tränen der Reflekiton - www.faz.net



Blog-Artikel

Ein Lob auf den Spaziergang -





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